Opferschutz-orientierte Täterarbeit

Mit opferschutzorientierter Täterarbeit ist die Arbeit mit Tätern gemeint, die Partnergewalt an Frauen und ihren Kindern ausüben. Das Ziel der opferschutzorientierten Täterarbeit ist, Gewalt nachhaltig zu beenden.

 

Warum ist das wichtig für die Opfer?
Das ist wichtig, weil sich Opfer sicher fühlen und ihre Rechte respektiert werden sollen. Die Berater:innen arbeiten eng mit den Opferschutzeinrichtungen zusammen, um das zu erreichen und Gewalt nachhaltig zu beenden.

Wenn alle dem Täter glauben

„Selber schuld!“ – wenn Frauen über sexuelle Belästigung und gewalttätige Übergriffe offen reden, bekommen sie das häufig als erste Reaktion. Diese Praxis nennt man „Victim Blaming“.

 

Täter-Opfer-Umkehr ist die Beschreibung für ein Vorgehen, das die Schuld des Täters für eine Straftat dem Opfer zuschreiben soll. Dadurch wird das Leid des Opfers verstärkt. Statt Beistand und Hilfe erfährt das Opfer Anklage und Beschuldigung.

Wo beginnt Gewalt?

Gewalt an Frauen tritt in unterschiedlichen Formen auf:

  • Physische Gewalt
  • Sexuelle Gewalt
  • Psychische Gewalt
  • Ökonomische Gewalt
  • Soziale Gewalt

Körperlichen und sexuellen Übergriffen gehen oftmals Psychoterror, Erniedrigung/Beleidigung, Verbote und soziale Isolation, Bedrohungen, Lächerlichmachen in der Öffentlichkeit voran. Diese Form nennt man psychische Gewalt und nützt dem Mann als Mittel der Macht und Kontrolle über die Frau.

 

Männliche Gewalt findet in allen Gesellschaftsschichten, in jedem Lebensalter und in jeder Kultur statt.

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt bezeichnet jene Formen von Gewalt, die sich nicht auf der körperlichen Ebene abspielt. Zum Beispiel: Beschimpfen, Abwerten, Bedrohen, Isolation bis hin zu Psychoterror.
Auch ständige Kontrollanrufe oder das persönliche oder telefonische Verfolgen, auch Stalking genannt, zählen zu den Formen psychischer Gewalt.

 

Bei psychischer Gewalt sind Frauen wiederholt verbalen und emotionalen Misshandlungen oder einer anderen Form von seelischem Druck ausgesetzt.

 

Psychische Gewalt ist heimtückisch. Körperliche Gewalt ist eindeutig, psychische Gewalt ist es nicht, niemand sieht die Verletzungen. Psychische Gewalt wird verdeckt ausgeübt. Die Täter manipulieren, handeln offen oder passiv-aggressiv.

 

Diese Form ist die erste Stufe und meist der
Beginn einer langen Gewaltserie.

Ökonomische Gewalt und ihre Auswirkungen

Unter ökonomischer Gewalt versteht man den Missbrauch von finanzieller Abhängigkeit. In den meisten Fällen geht diese Form von Gewalt – wie auch alle anderen – von Männern aus, davon betroffen sind ganz überwiegend Frauen und Kinder.

 

Zum Beispiel, wenn ein Mann als Hauptverdiener seiner Partnerin Einkommen und Vermögen verheimlicht oder die finanziellen Mitteln ungerecht verteilt.

 

Mit der Kontrolle über die Geldmitteln wird Macht ausgeübt und die Frau in eine Abhängigkeit gedrängt. Kinder, die in diesen gewaltbelasteten Beziehungen leben, sind stark mitbetroffen.

 

Ein weiteres Beispiel ist, wenn der Mann der Frau verbietet bzw. sie davon abhält, berufstätig zu sein und sich finanziell unabhängig zu machen.

 

Finanzielle Unabhängigkeit ist der Grundstein für Geschlechtergerechtigkeit.

In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen ab dem 15. Lebensjahr betroffen – das sind nahezu 35 % der weiblichen Bevölkerung. (Quelle: Statistik Austria, 2021)

Holen Sie Hilfe und schützen Sie sich sofort. Bei Gefahr kann ein Betretungs- und Annäherungsverbot, durch die Polizei, ausgesprochen werden. Dieses verbietet einem (potenziellen) Gefährder das Betreten einer Wohnung, sowie die Annäherung an die gefährdete Person im Umkreis von 100 Meter.

 

Es besteht die Möglichkeit auf Verlängerung durch eine einstweilige Verfügung.

 

Frauenhelpline: 0800 222 555
Polizei: 133
Gewaltschutzzentrum OÖ: 0732 60 77 60

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Sexuelle Belästigung ist strafbar und bezeichnet alle Handlungsweisen, die mit Sexualität oder sexueller Annäherung zu tun haben:

 

Körperliche Übergriffe: Angreifen, Küsse, Umarmungen, „zufällige“ Berührungen etc.

 

Gesten und Blicke: hartnäckiges Starren auf bestimmte Körperteile, sexualisierte Gesten etc.

 

Worte: Witze, sexuell konnotierte Bemerkungen über das Aussehen, Fragen nach sexuellen Vorlieben, Nachrichten mit sexuellem Inhalt, unerwünschte „Liebesbezeugungen“ etc.

 

Bilder: pornografische Bilder, Poster oder Bildschirmschoner.

 

Beispiel: Ein Kollege meint zu einer Kollegin, sie sei heute „sexy gekleidet“.

In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen betroffen – das sind nahezu 35 % der weiblichen Bevölkerung.

 

Mehr als jede vierte Frau musste eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erfahren (26,59 %).

 

Mehr als jede fünfte Frau ist von Stalking betroffen (21,88 %).

 

Im Jahr 2022 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 29 Frauen – meistens von ihren (Ex-) Partnern oder Familienmitgliedern – ermordet.

 

Im Jahr 2023 wurden laut Medienberichten bereits 25 Femizide begangen. In Österreich wird jede zweite Woche eine Frau ermordet.

(Quelle: Statistik Austria, AÖF – Stand: 7.10.2023)

Anfuehrungszeichen[1]

Österreich hat ein Problem mit Männergewalt!

Am 11. Mai 2011 wurde das „Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ von 13 Staaten, unter anderem auch Österreich, in Istanbul unterzeichnet – und trägt daher den Kurztitel „Istanbul-Konvention“.

 

Durch die Istanbul Konvention ist Österreich dazu verpflichtet, dementsprechende Gewaltprävention, zum Schutz von Opfern und wirksame Strafverfolgung anzubieten.

 

Außerdem müssen Maßnahmen wie Bewusstseinsbildung, Ausbau an Beratungsstellen und Opferschutzeinrichtungen sowie die Unterstützung von Opfern im Strafprozess umgesetzt werden.

 

Strukturelle Gewalt bezeichnet ein System, welches Frauen weniger Chancen ermöglicht als Männer und damit Gewalt durch Machtverhältnisse ausgeübt wird. Zum Beispiel, wenn Frauen weniger Geld verdienen als Männer oder weniger mitbestimmen können, weil sie weniger stark vertreten sind als Männer (z.B. in der Politik). Deshalb fordert die Konvention Gleichstellung zwischen Frauen und Männern. Gleiche Rechte und Chancen für alle, um einen Machtmissbrauch zu verhindern.

Frauenhäuser

Frauenhäuser sind Hilfs- und Schutzeinrichtungen für Frauen und Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Frauenhäuser bieten mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Sie sind Zufluchtstätten und bieten durch die Mitarbeiterinnen Unterstützung, um die Gewalterfahrungen aufzuarbeiten und neue Lebensperspektiven zu erarbeiten.

Die Bezeichnung eine „Pechsträhne im Casino“ verharmlost völlig, dass ein Mann eine Frau ermordet hat. Nicht die „Pechsträhne“ hat die Frau erschlagen, sondern ein gewalttätiger Mann.

Belästigung, Vergewaltigung und Missbrauch sind keine Formen von Sexualität, sondern Formen von Gewalt! Sex hingegen passiert in beiderseitigem Einverständnis. Mit dem Begriff „Sex-Täter“ wird die Gewalt, die den Betroffenen widerfahren ist, verharmlost.

Familiendrama, Beziehungstat, Streit eskaliert, Sex mit Minderjährigen, Anklage wegen Kinderpornografie

Haben Sie innerhalb der Familie oder Beziehung Gewalt erlebt? Dann haben Sie keine Angst davor, Hilfe zu holen.

 

  • Tragen Sie immer eine Liste mit Notrufnummern bei sich, die Sie im Notfall anrufen können.

 

  • Wenden Sie sich an Personen in ihrem Umfeld, denen Sie vertrauen (z.B. Nachbar:in), damit diese bei vereinbarten Zeichen die Polizei rufen können.

 

  • Erkundigen Sie sich rechtzeitig über Notunterkünfte (z.B. Frauenhaus) bzw. erkundigen Sie sich, bei wem Sie im Notfall eine Zeit lang wohnen können.

 

  • Rufen Sie bei Gefahr die Polizei oder verstän digen Sie eine Hilfseinrichtung (z.B. Frauenhelpline: 0800 222 555)

 

  • Sammeln Sie Beweise: Fotografieren Sie Verletzungen oder lassen Sie diese von einem Arzt behandeln und bestätigen. Dokumentieren Sie bei Belästigungen, Drohungen, Stalking den Inhalt, den Zeitpunkt und die Art solcher Handlungen.

 

  • Holen Sie sich Unterstützung einer Beratungsstelle (z.B. Gewaltschutzzentrum OÖ: 0732 60 77 60)

Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen!

Im Zuge der 16 Tage gegen Gewallt am Frauen von 25. November bis 10. Dezember machen die SPÖ Frauen OÖ verstärkt auf die schreckliche Gewaltserie in Österreich aufmerksam. In einer Ausstellung, die die nächsten Wochen durch ganz Oberösterreich wandert, geht es darum, Gewalt zu erkennen, zu benennen und dementsprechend dagegen handeln zu können. Das heißt:

  • Sensibilisierung für das Thema schaffen
  • Informieren über Ausmaß, Ursachen und Auswirkungen von sexueller Gewalt
  • Möglichkeiten zur Unterstützung aufzeigen

Die SPÖ Frauen OÖ kämpfen für die Rechte der Frauen. Dazu gehört auch, das Beenden der Gewalt gegen Frauen. Die Untätigkeit der politisch Verantwortlichen ist lebensbedrohlich für die Frauen in Österreich. Es braucht dringend mehr Mitteln für echten Gewaltschutz, die Umsetzung der Istanbul Konvention, das Aufbrechen von “typischen” Rollenbildern sowie echte Gleichstellung von Frauen und Männern, die entscheidend für das Beenden von sexualisierter Gewalt ist.