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Dieser Regierung fehlt es an Hausverstand: Asylwerber als Lehrlinge bringen dem Steuerzahler mehr als 10 Mio. Euro im Jahr

30. August 2018

Dieser Regierung fehlt es an Hausverstand: Asylwerber als Lehrlinge bringen dem Steuerzahler mehr als 10 Mio. Euro im Jahr

„Nicht nur, dass diese Regierung menschenverachtend agiert, fehlt ihr auch jeglicher, gesunder Hausverstand.“ Mit scharfen Worten kritisiert Oberösterreichs SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer die Bundesregierung, die am Sonntag bekannt gegeben hat, dass sie die Lehre für Asylwerber abschaffen wird.

Birgit Gerstorfer hat erhoben, welche finanziellen Auswirkungen dieser Regierungsbeschluss auf das Budget hat. Bei konservativer Berechnung bringen die Asylwerber in Lehrberufen derzeit jährlich mehr als zehn Millionen Euro. Basis für die Berechnung sind die neuesten Zahlen vom Arbeitsmarktservice mit Stand 27. August 2018. Aktuell haben in Österreich 1153 Burschen und 49 Mädchen eine aufrechte Beschäftigungsbewilligung in einem Mangelberuf. Fast die Hälfte davon (595) ist in der Gastronomie beschäftigt (Koch/Köchin, Restaurantfachfrau/mann oder Gastronomiefachfrau/mann). 751 von ihnen befinden sich im ersten, 333 im zweiten und 118 im dritten Lehrjahr. Der Großteil dieser jungen Leute kommt aus Afghanistan (892).

Staat profitiert

Weil die Asylwerber keine Grundversorgung mehr brauchen (6.053.342,11 Euro) und weil sie gleichzeitig ihren Beitrag zur Sozialversicherung leisten (4.615.120,62 Euro), profitiert der Staat und damit der Steuerzahler von diesen Beschäftigungsverhältnissen. Das macht österreichweit in Summe exakt 10.668.462,73 Euro im heurigen Jahr aus (hochgerechnet bis 31. 12. 2018). Fast die Hälfte, mehr als vier Millionen Euro, entfallen davon auf Oberösterreich. Nebeneffekte wie erhöhte Einnahmen zum Beispiel durch die Mehrwertsteuer sind nicht eingerechnet.

„Wenn man so agiert wie die schwarz-blaue Regierung, dann kann man das Geld auch gleich beim Fenster rausschmeißen, das hat denselben Effekt“, kritisiert Gerstorfer. Und sie kritisiert auch  Thomas Stelzer, der sich hinter diese unverständliche Aktion der Regierung gestellt hat. „Ich fordere den Landeshauptmann auf, seine Position noch einmal zu überdenken und seinen Parteifreund Kurz dazu zu drängen, diesen Beschluss schnellstmöglich zu revidieren.“

Fachkräftemangel entschärfen

Dem Argument von Schwarz-Blau, es könnten sich ja junge Leute mit bereits positivem Asylbescheid um eine Lehre bemühen, um den Fachkräftemangel zu entschärfen, kann Gerstorfer nichts abgewinnen. „Daran sieht man, dass die Herren Kurz und Strache keine Ahnung von der Praxis haben. Denn um einen Lehrberuf ergreifen zu können, braucht es auch gewisse Qualifikationen und Fähigkeiten. Das AMS hat berechnet, dass vom gesamt verfügbaren Potenzial der vorgemerkten Asylberechtigten lediglich 99 Personen für eine Lehrstelle geeignet sind und eine Lehrausbildung absolvieren können.“

Gleichzeitig hat das AMS in Oberösterreich auch einen massiven Anstieg an gemeldeten, offenen Lehrstellen registriert, von 3478 im Jahr 2016 auf 3863 im Jahr 2018. Vor allem in den Bereichen  Gastronomie, Einzelhandel, Baugewerbe und Reinigung konnten kaum mehr Lehrlinge gefunden werden.

127.000 Fachkräfte fehlen in OÖ

Laut Berechnungen von Wirtschaftslandesrat Michael Strugl fehlen bis zum Jahr 2030 in Oberösterreich 127.000 Fachkräfte. In Zeiten, wo die Wirtschaft händeringend qualifiziertes Personal sucht, ist es daher laut Gerstorfer dringend geboten, jede Möglichkeit zu nutzen, um fähige Leute zu bekommen. „Wer aus populistischen Gründen verhindert, dass junge, engagierte Menschen arbeiten  dürfen, der schädigt vorsätzlich die österreichische Wirtschaft“, ärgert sich die SPÖ-Chefin, „auch Landeshauptmann Stelzer wäre gut beraten, die von seinem Parteikollegen Strugl präsentierten Zahlen ernst zu nehmen.“

Vier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Ebenfalls auf großes Unverständnis stößt das Arbeitsverbot für Asylwerber bei der Tierärztin Mag. med.vet. Andrea Tews aus Pfarrkirchen. Sie ist ausgebildete Krisenpflegemutter und hat bereits vier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bei sich aufgenommen, betreut, versorgt und ihnen die Integration so gut wie möglich erleichtert. Alle vier Flüchtlinge absolvieren eine Lehre. Zwei von ihnen haben mittlerweile bereits eine eigene Wohnung bezogen.

Drei der vier jungen Männer aus Afghanistan sind im Iran aufgewachsen, nachdem ihre Eltern als Mitglieder der Hazara-Minderheit vor den Repressalien flüchten mussten.  Der Jüngste, Yusuf, floh mit den Eltern aus der Gegend von Gahzi, nachdem das Haus mehrmals von Taliban geplündert wurde und Todesdrohungen ausgesprochen wurden. Nach einer Trennung auf der Flucht sind Yusufs Eltern und Geschwister vermisst. Alle vier kamen zwischen August und November 2015 zur Familie von Andrea Tews.

Zwei Burschen (15 und 19) wohnen nach wie vor bei ihr in Pfarrkirchen und absolvieren eine Lehre als Maurer beziehungsweise als Tierpfleger.

Die anderen zwei Burschen, 18 und 20 Jahre alt, absolvieren eine Koch-Lehre. Beide stehen im dritten Lehrjahr und haben die Berufsschule jedes Jahr positiv absolviert. Einer von beiden, Ramazan, arbeitet in einem Top-Restaurant. „Der Lehrherr hat sehr lange verzweifelt nach einem Lehrling gesucht. Jetzt hat er mit Ramazan einen äußerst begabten jungen Koch und dem droht nun die Abschiebung.“

Ramazan – er hat übrigens seit kurzem eine Freundin, mit der er sehr glücklich ist – hat im Jänner dieses Jahres einen negativen Asylbescheid erhalten. Seitdem, also seit rund acht Monaten, läuft das Einspruchsverfahren. „Das ist natürlich eine Wahnsinnsbelastung für Ramazan, er macht sich große Sorgen um seine Zukunft. Und auch der Lehrherr ist angespannt, weil er nicht weiß, ob und wie lange ihm Ramazan als Koch zur Verfügung stehen wird.“

Ähnliche Sorgen plagen Mohammad. Der 19-Jährige absolviert gerade das dritte Lehrjahr als Tierpfleger am Hof von Andrea Tews. Mohammad hat im Tierpark Schönbrunn mehrere Praktika absolviert. „Die sind ganz begeistert von ihm und würden ihn nach Abschluss der Lehre  fix anstellen. Allerdings nur, wenn Mohammad ein dauerhaftes Bleiberecht vorweisen kann.“

Doch auch Mohammad hat einen negativen Asylbescheid und zittert deshalb einer Entscheidung entgegen. „Man setzt diese jungen Leute einem enormen psychischen Druck aus, das ist absolut unmenschlich“, sagt Andrea Tews. Und natürlich ist diese permanente Ungewissheit auch für die Pflegefamilie und für neu gewonnene Freunde und Bekannte eine enorme Belastung. „Die Möglichkeit der Abschiebung hängt wie ein Damoklesschwert über uns und bereitet so manche schlaflose Nacht“, sagt Andrea Tews.

Die beiden jüngeren Burschen stehen derzeit unter subsidiärem Schutz, doch auch dieser garantiert keinen dauerhaften Aufenthaltstitel. Der 15-jährige Yusuf hat im August eine Maurerlehre begonnen, Ismael (18) ist Kochlehrling im dritten Lehrjahr. Auch diese beiden sind glücklich, dass sie Arbeit gefunden haben und hoffen inständig, dass sie in Österreich bleiben dürfen.

Andrea Tews sieht die Möglichkeit, dass die jungen Flüchtlinge arbeiten dürfen, vor allem als Therapie. „Das ist doch demütigend, wenn man den ganzen Tag zum Nichtstun verurteilt ist. Die Arbeit hilft den Burschen, auf andere Gedanken zu kommen und die Vergangenheit zu bewältigen. Wenn man diese jungen Männer nichts tun lässt, dann fördert man doch nur, dass sie möglicherweise einen Blödsinn machen oder straffällig werden. Wir müssen endlich umdenken und den jungen Menschen vernünftige Perspektiven eröffnen.“

 

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