Überstundenflut gründet in niedrigen Löhnen
Der Jubel von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl über die vermeintliche Freude von Österreichs ArbeitnehmerInnen über Überstunden ist aus Sicht der SPÖ-Landtagsabgeordneten Erich Pilsner und Hans Karl Schaller falsch begründet: “Leitl verschweigt bei seiner Überstundenpropaganda aus naheliegenden Interessen ganz bewusst, dass immer mehr ArbeitnehmerInnen nahezu gezwungen sind, Mehrarbeit zu leisten um ein Einkommen zum Auskommen zu erreichen. Anstatt auf die aus dem Zwang zu Überstunden resultierende Flexibilität der ArbeitnehmerInnen zu setzen, wäre ein Einsatz für Löhne mit denen man auch in der Normarbeitszeit das Auskommen sicherstellen kann, angebracht. Das stärkt die Kaufkraft und damit die Wirtschaft und die bisherige Mehrarbeit kann auf zusätzliche neue Arbeitsverhältnisse verteilt werden.”
“Leitl sagt in seinem Interview nicht dazu, dass viele ArbeitnehmerInnen – insbesondere im Teilzeitbereich – auf das Leisten von Überstunden angewiesen sind, um genug für ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dass sich Menschen über ihre geleisteten Überstunden freuen, hat bei sehr vielen den Grund, dass sie froh sind, ihr Einkommen etwas aufbessern zu können, um über die Runden zu kommen. Faire Löhne sind die richtige Antwort auf die große Zahl an Überstunden in Österreich. Wir SozialdemokratInnen kämpfen jedenfalls gemeinsam mit den Gewerkschaften entschlossen für gerechte Löhne, die ein Auskommen ohne Überstunden möglich machen”, so Pilsner.
SPÖ-Industriesprecher Schaller stellt sich die begründete Frage, ob Arbeit in Österreich gerecht verteilt ist: “Wenn sogar in Zeiten der Wirtschaftskrise 250 Millionen Überstunden in Österreich geleistet werden, dann steht wohl fest, dass die Schaffung tausender neuer Anstellungsverhältnisse möglich wäre. Hier ist Leitl gefordert. Denn eines ist klar, sowohl zu viel als auch zu wenig Arbeit machen krank. Eine bessere Verteilung der Arbeitszeiten entlastet die öffentlichen Haushalte bei der Arbeitslosen- und Gesundheitsfürsorge. Das müsste auch dem Wirtschaftskammerpräsidenten bewusst sein.”