SPÖ Oberösterreich

Möglichkeiten, wie du die SPÖ unterstützen kannst

Mitmachen

SP-Gerstorfer: „In Ausbildung investieren statt Arbeitsmarkt blockieren”

9. Oktober 2018

SP-Gerstorfer: „In Ausbildung investieren statt Arbeitsmarkt blockieren”

Im Jahr 2030 werden laut Fachkräftemonitor 127.000 FacharbeiterInnen in allen wirtschaftlichen Bereichen fehlen. Das Arbeitskräftepotenzial sinkt jedoch bis 2030 von 923.000 Personen (im Jahr 2015) auf 874.000 Personen (erwerbsfähige Personen von 18 bis 64 Jahren). Das sind um 49.000 Personen weniger. Deshalb ist klar: „Es braucht ein Bündel an Maßnahmen, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen“, sagt SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer. Und weiter: „Anstatt in aktive Arbeitsmarktpolitik zu investieren, wird an allen Ecken und Ende gekürzt. Damit wird der Arbeitsmarkt blockiert statt unterstützt.“

Berufliches Wissen erhöhen

Laut Arbeitsmarktexpertin Gerstorfer muss danach getrachtet werden, das berufliche Wissen und Können von Arbeitsuchenden, aber auch der Beschäftigten zu erhöhen. Gleichzeitig muss das AMS bei Personen ohne Ausbildung die Qualifikation vor die Vermittlung stellen. Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist für Personen ohne Ausbildung viermal so hoch wie für FacharbeiterInnen. Daher ist es wichtig, dass möglichst viele Personen eine Ausbildung absolvieren. „Es ist unbedingt erforderlich, dass im Jahr 2019 seitens des Landes OÖ ein Schwerpunkt in der Qualifizierung gesetzt wird und somit dem Fachkräftemangel ein angemessenes Bildungsbudget für Erwachsene entgegengesetzt wird“, sagt Gerstorfer. „Leider wurde der Mitteleinsatz für das Bildungskonto seit 2012 kontinuierlich reduziert.”

Fachkräftestipendium

Dazu muss das Fachkräftestipendium – bereits in den Jahren 2014/2015 und 2017/2018 eine Erfolgsgeschichte – seitens des Bundes verlängert und um wesentliche Branchen mit Fachkräftemangel (wie zum Beispiel der Pflegebereich) erweitert werden. Ein Fachkräftestipendium bietet einen Rechtsanspruch auf eine zweite Ausbildung in Mangelberufen und ermöglicht im Haupterwerbsalter eine Zweitausbildung bei gleichzeitiger sozialer Absicherung. Selbstverständlich muss laut Gerstorfer auch das Budget für die Arbeitsmarktförderung erhöht werden, damit

Gerstorfer: „Ebenso muss das Land OÖ mehr Mittel aufwenden für die Ausbildungen zu FacharbeiterInnen sowie in die Ausbildungsgarantie für Jugendliche. Die Mittel sind in den vergangenen Jahren in Relation zur Arbeitslosigkeit deutlich gesunken (siehe Grafik 1 und 2) . Besonders bei Jugendlichen und beim Bildungskonto ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.“

Ziele bei Jugendlichen wurden verfehlt

Eine wesentliche Zielgruppe, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sind die Jugendlichen. Das Ziel, das bei Erstellung des „Programm Arbeitsplatz OÖ 2020“ gesetzt wurde, nämlich den Anteil der Jugendlichen zwischen 20 und 25 Jahren mit Ausbildung auf 90 Prozent zu heben, wurde vollkommen verfehlt. „Nur 82 Prozent der Jugendlichen haben eine über die Pflichtschule hinausgehende abgeschlossene Ausbildung“, sagt Gerstorfer. Ebenso ist der Anteil der NEET-Jugendlichen (not in education, employment or training) gestiegen. Von 6,8 Prozent auf 7,9 Prozent. Der Rückgang der Mittel für Jugendliche in der aktiven Arbeitsmarktpolitik durch das Land OÖ ist deutlich spürbar. Die Angebote in Oberösterreich sind zwar gut ausgebaut, aber sehr komplex und unübersichtlich. Gerstorfer: „Die Kompetenzen für die Betreuung und Arbeitsmarktintegration von Jugendlichen sind auf mehrere Institutionen aufgeteilt. Teile werden beim Sozialministeriumsservice betreut, andere beim AMS. Diese Zuständigkeiten müssen gebündelt und alle Jugendlichen beim AMS betreut werden. So können die Ausbildungspflicht und die Ausbildungsgarantie konsequenter umgesetzt werden.“

Erwerbsquote bei Frauen muss erhöht werden

Ein ganz wesentliches Arbeitskräftepotenzial sind die Frauen. Die Erwerbsquote hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert. Im Jahr 2017 waren 71,7 Prozent der Frauen zwischen 15 und 64 Jahren berufstätig. „Eine weitere Anhebung der Erwerbsquote muss unbedingt angestrebt werden“, sagt SPÖ-Landeschefin Gerstorfer. Tatsache ist: in Oberösterreich arbeiteten im Jahr 2015 54,1 Prozent der Frauen in Teilzeit und das mit deutlich niedrigerem durchschnittlichem Stundenausmaß als in anderen Ländern. „Wir brauchen unbedingt eine Anhebung des durchschnittlichen Stundenausmaßes bei Teilzeitbeschäftigung. Das würde ein zusätzliches Arbeitskräftepotenzial bedeuten. 157.281 Frauen arbeiteten in unserem Bundesland 2015 in Teilzeit. Würde jede Frau ihre Arbeitszeit um eine Stunde erhöhen, wären das 4.085 Vollzeitäquivalente. Bei einer Erhöhung um fünf Stunden wöchentlich  würden 20.000 zusätzliche Arbeitskräfte in Vollzeitäquivalente gebracht werden“, so Gerstorfer.

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Um das zu ermöglichen, brauchen viele Frauen eine gesicherte Kinderbetreuung. Diese ist in Oberösterreich nicht gewährleistet. „Ich fordere im Sinne der Wirtschaft und der Abdeckung des Fachkräftebedarfes einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung: ganzjährig, ganztägig und beitragsfrei bis zum 12. Lebensjahr der Kinder“, sagt Gerstorfer. Andere europäische Länder belegen, dass der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung nicht nur eine höhere Erwerbsquote von Frauen mit sich bringt, sondern auch eine höhere Geburtenrate. Besonders Großbritannien, Schweden, Lettland, Zypern, Dänemark tun sich hier positiv hervor.

Erhaltung der Arbeitsfähigkeit im Alter

Die Erwerbsbeteiligung von älteren ArbeitnehmerInnen steigt kontinuierlich, besonders bei den Frauen ist in den vergangenen Jahren eine starke Erhöhung erkennbar. Dennoch steigt die Altersarbeitslosigkeit. Auch der Anteil an älteren Personen in Oberösterreich nimmt bis 2040 stark zu. „Es muss unser Ziel sein, die Arbeitsplätze altersgerecht zu gestalten, damit diese Zielgruppe gesunde Arbeitsplätze vorfindet und diese länger im Erwerbsleben bleiben“, so Gerstorfer. Es braucht dazu mehrere Maßnahmen: etwa die Einbeziehung von älteren ArbeitnehmerInnen in betriebliche Weiterbildungsangebote, besondere betriebliche Förderangebote des Wirtschaftsressorts des Landes, Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und Gesundheit der älteren ArbeitnehmerInnen durch besondere Gesundheitsprogramme.

Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen

Diese Personengruppe wird im AMS immer größer und ist daher als Potential für den Fachkräftebedarf der Zukunft zu sehen. Viele Arbeitsplätze bedürfen besonderer Qualifikationen, die dann mit den gesundheitlichen Rahmenbedingungen der Personen in Einklang zu bringen sind. Das kann durch ein eigenes Stiftungsmodell für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen unterstützt werden, das sich besonders auch an jene Unternehmen richtet, die ihre Ausgleichstaxe nicht erfüllen.

MigrantInnen als Arbeitskräfte-Potenzial

Auch junge MigrantInnen stellen ein Potenzial am Arbeitsmarkt dar. Daher ist es wichtig, dass MigrantInnen eine Ausbildung erlangen oder deren bereits im Ausland erworbene Ausbildung in Österreich anerkannt wird. Nur ein  unterdurchschnittlicher Teil an jungen MigrantInnen steigt in eine Lehrausbildung ein. Das liegt auch daran, dass die Lehrausbildung in anderen Ländern nicht bekannt ist. Das duale Ausbildungssystem findet vorwiegend im deutschsprachigen Raum statt. „Wir müssen mehr Information über das Lehrausbildungssystem bei migrantischen Zielgruppen anbringen“, sagt Birgit Gerstorfer.

Ebenso müssten die Bildungsangebote für migrantische Personen verstärkt werden. „Bildung ist der Schlüssel für beruflichen Aufstieg und schafft FacharbeiterInnen. Wir müssen daher die zielgruppenspezifischen Ausbildungsangebote quantitativ und qualitativ erhöhen und Deutschkurse anbieten, die die Fachsprache vermitteln“, so Gerstorfer.

 

Hier die 16 Forderungen der SPÖ-Chefin zusammengefasst:

an den Bund:

  1. Qualifizierungsangebote in Richtung anerkannter Berufsabschlüsse ausbauen und mehr Mittel für FacharbeiterInnenintensivausbildungen beim AMS investieren
  2. Überbetriebliche Ausbildungseinrichtungen aufrecht erhalten und die Ausbildungsentschädigungen wieder an das ursprüngliche Niveau anpassen
  3. Alle Jugendlichen beim AMS betreuen
  4. Fachkräftestipendium verlängern und um weitere Mangelberufe ausbauen
  5. Die Aktion 20.000 umgehend wieder hochfahren
  6. Rasche Arbeitsmarktintegration anerkannter Flüchtlinge
  7. 350 zusätzliche Planstellen für das AMS

 

an das Land OÖ:

  1. Mehr Geld für Qualifizierung von Jugendlichen und Erwachsenen im Pakt für Arbeit und Qualifizierung
  2. Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ganzjährig, ganztägig und beitragsfrei bis zum 12. Lebensjahr
  3. Einbeziehung von älteren ArbeitnehmerInnen in betriebliche Weiterbildungsangebote
  4. eigene „productive ageing-Förderung“ für ältere ArbeitnehmerInnen durch das Wirtschafts- und Gesundheitsressort
  5. Mehr Information über das Lehrausbildungssystem bei migrantischen Zielgruppen
  6. Junge AsylwerberInnen müssen die begonnene Lehre beenden dürfen
  7. Mehr zielgruppenspezifische Ausbildungsangebote und dazugehörige Deutschkurse für MigrantInnen
  8. Einführung eines Stiftungsmodells für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen
  9. Fortsetzung des Programms „Arbeitsplatz OÖ 2020“ über das Jahr 2020 hinaus und Start der Erarbeitung des Programmes „Arbeitsplatz OÖ 2030“

Von "Arbeit" zu "Wohnen"

Wir kämpfen um deine Rechte!

Schicke mir weitere Infos

Social Media Kanäle

Besuche unsere Social Media Kanäle!