SPÖ Oberösterreich

Möglichkeiten, wie du die SPÖ unterstützen kannst

Mitmachen

Ohne Heimat sein, heißt leiden

10. November 2015

Ohne Heimat sein, heißt leiden

Die kurdische Stadt Kobanê an der syrisch-türkischen Grenze ist völlig zerstört. Ein Jahr ist es her, dass die Einheimischen sich in einem Häuserkampf gegen die Terrormiliz IS behaupteten. Jetzt beginnt der Wiederaufbau. Etwa zwei Drittel der 200.000 geflohenen Menschen sind bereits nach Kobanê zurückgekehrt, einige Hundert leben noch in improvisierten Lagern aus Planen am Stadtrand der türkischen Grenzstadt Suruç. Die meisten Flüchtlinge, mit denen ich während meines Besuchs vergangene Woche gesprochen habe, wollen in ihre Heimat zurückkehren.

 

Wir sehen hier überall das Blut unserer Jungen. Denen sind wir es schuldig nach vorne zu blicken.

Menschen in der Stadt Kobanê

 

Diese Menschen haben Schreckliches erlebt, viele Frauen verstecken sich völlig traumatisiert in den Zelten. Die junge Kurdin Rawshan Koulagassi, mittlerweile Vizeaußenministerin des Kantons Kobanê schildert unserer Delegation eindringlich, wie sie das Massaker diesen Sommer überlebte. Als die IS-Kämpfer nachts die Häuser stürmten und mehr als hundert Menschen in einem grausamen Massaker töteten, versteckte sie sich mit ihrer Familie im Haus. Sie hatte Glück und flüchtete im Morgengrauen aufs Land. Koulagassi ist entschlossen am Aufbau ihrer Region mitzuwirken, die vielen Menschen sollen nicht umsonst gestorben sein, erklärt sie uns. Das kann ich nachvollziehen, besonders nach meinem Besuch der „Märtyrer“-Gräber in Kobanê und der Gedenkstätte in Suruç. Dort explodierte vor einem Kulturzentrum im Juli ein Sprengsatz der IS und tötete 31 sozialistische Jugendliche, die Spenden nach Kobanê bringen wollten. Noch heute liegt das Spielzeug des Spendentransports zu Füßen der Fotos der Anschlagopfer.

Weidenholzer Kobane

 

Eines ist klar: Wer nach Kobanê zurückkehrt, will damit auch ein Zeichen des Widerstands gegen die IS setzen.

EU-Abgeordneter Josef Weidenholzer

 

An den zwei Tagen in der Woche, die der Grenzbalken in Suruç geöffnet ist, warten tausende Menschen mit kleinen Lastwägen voller Möbel und Hausrat auf die Ausreise. Hier muss die Türkei helfen, die Rückkehr rascher zu ermöglichen, dass erhofft sich auch Kobanês Regierungschef Enver Muslim. Es ist notwendig, dass die EU mit der Türkei kooperiert, aber es muss ein faires Spiel sein. Und die Mithilfe der Türkei darf kein Freibrief sein das Kurden-Problem im eigenen Land unter den Teppich zu kehren.

 

 

Kobanê ist keine stille Geisterstadt, es ist laut, Kinder spielen auf der Straße, überall wird gearbeitet. Es ist eine gigantische Baustelle. Der Aufbau geht überraschend schnell, 70 Prozent der Infrastruktur sind wieder intakt, obwohl Baumaterialien nur teuer aus dem Ausland gekauft werden können. Es gibt Strom und Wasser. Inmitten der Ruinen haben wieder Geschäfte geöffnet und es gibt eine Grundversorgung in den Krankenhäusern. Seit Oktober gibt es wieder Unterricht an 118 Schulen. Nach Monaten der Belagerung von der IS beginnt sich eine Art Alltag in Kobanê zu entwickeln. Gesichert wird die Region vom Militär und einer Bürgerwehr, denn die nächsten IS-Stützpunkte sind nur rund 50 Kilometer entfernt.

Weidenholzer Kobane

 

Hinter dem Aufbau steht ein unglaublicher Wille und Glaube an eine bessere Zukunft. Dieser Wille zum Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen ist ein positives Zeichen. Denn nur hier in Syrien kann die Flüchtlingskrise gelöst werden.

EU-Abgeordneter Josef Weidenholzer

 

Der Wiederaufbau in Kobanê gibt Hoffnung, dass es in Syrien und all den anderen von IS gebeutelten Regionen eine Zukunft geben kann. Diese Aufbruchsstimmung muss die EU großzügig unterstützen und ein Zeichen setzen, dass sich eine Rückkehr in befriedete Gebiete des Nahen Osten für die Flüchtlinge lohnt. Humanitäre Hilfe wird hier dringend gebraucht.

 


EU-Abgeordneter Josef Weidenholzer

Text von:

EU-Abgeordneter Josef Weidenholzer

Von "Arbeit" zu "Wohnen"

Wir kämpfen um deine Rechte!

Schicke mir weitere Infos

Social Media Kanäle

Besuche unsere Social Media Kanäle!