Mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Oberösterreich stärken
MEP Hannes Heide: „Gerade in diesem Jahr, in dem wir das europäische Jahr der Jugend ausgerufen haben, müssen wir jungen Menschen zeigen, dass sie die Zukunft Europas sind!“
„Mental Health“ war eines der dringendsten Anliegen, das von Jugendlichen in den Diskussionen in der Konferenz über die Zukunft Europas eingebracht wurde – ein klarer Auftrag an die politischen Entscheidungsträger:innen. Das Europäische Parlament hat diesen Auftrag angenommen, Berichterstatter MEP Hannes Heide hat einen umfassenden Bericht vorgelegt, der mit großer Mehrheit im Plenum angenommen wurde.
Konkrete und rasche Handlungsaufträge an alle Mitgliedstaaten
Hannes Heide will mit dem Bericht in erster Linie konkrete Lösungsvorschläge aufzeigen: „Die wichtigste Maßnahme ist eigentlich alles andere als neu, aber jetzt umso dringender. Wir müssen unsere Bildungseinrichtungen und EU-Austauschprogramme ausreichend finanzieren und endlich so organisieren, dass alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von Hintergrund, Einkommen der Eltern und Geschlecht profitieren. Wir müssen den europäischen Bildungsraum bis 2025 vollenden und dabei auch die Koordinierung zwischen der europäischen bis auf die regionale Ebene verbessern und lokale Kultur- und Sportinitiativen mit einbeziehen. Denn ein ganzheitlicher Gesundheitsbegriff bezieht auch umfassende kulturelle und sportliche Betätigung mit ein. Und wir müssen die psychologische Unterstützung im Schulalltag massiv ausbauen. Nur so können wir von früher Kindheit an ein inklusives, kreatives, dynamisches und gesundes Lernumfeld schaffen und das Risiko psychophysiologischer Erkrankung im Erwachsenenalter zu verringern.“
Monatelange Beratungen mit Expert:innen
Bei der Erstellung des Berichts wurden eine große Bandbreite an Fachleuten aus der Praxis und Forschung einbezogen – aus den Bereichen Kultur, Bildung, Sport und Jugendpsychologie. Darüber hinaus sind aktuelle Studien zur Auswirkung der Covid-bedingten Schließungen von Schulen, Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen eingeflossen und die Autorinnen und Autoren dieser Studien wurden konsultiert. Hannes Heide hat nicht die Symptombekämpfung in den Vordergrund gestellt. Vielmehr ging es in der Arbeit um präventive Maßnahmen, die widerstandsfähig und nachhaltig – auch in künftigen Krisenzeiten – unserer Kinder vor nachteiligen Folgen bewahren. Daher ist es auch besonders wichtig, bereits in der frühkindlichen Bildung und Erziehung auf das Thema „Mental Health“ einzugehen. „Denn psychische Probleme, die bereits im Kindesalter vorhanden sind, schleppt man wie einen schweren Rucksack durch das gesamte Leben mit. Die Folgewirkungen sind nicht nur im sozialen Leben spürbar, sondern haben insbesondere auch einen negativen Effekt auf die wirtschaftliche Situation der Betroffenen, auf berufliche Möglichkeiten und Einkommen.
Es geht nun darum, so schnell wie möglich in die Umsetzungsphase zu gelangen. Denn aktuelle Studien zeigen auch, dass das Vertrauen Jugendlicher in demokratische Institutionen signifikant gesunken ist. Es liegt an der Politik, Vertrauen zurückzugewinnen, indem wir die Probleme und Anliegen der Jugend ernst nehmen und vom Reden ins Tun kommen“, stellt Heide klar.
Konkrete Punkte des beschlossenen Berichts
- Der Ausbau von frühkindlichen Bildungseinrichtungen, die für die pädagogische und psychologische Entwicklung von Kindern besonders wichtig sind
- Bessere Rahmenbedingungen im Lernumfeld durch Schulpsychologen und Personal für sonderpädagogischen Förderbedarf
- Die Schule als Ort von zwischenmenschlichen Beziehungen – Schulen sollten daher in künftigen Krisensituationen oder Pandemien offengehalten werden
- Mehr Mittel und ein inklusiverer Ansatz für Erasmus+, Creative Europe und Europäisches Solidaritätskorps
- Bedeutung von internationaler Mobilität und Vernetzung von Lehrkräften, Kulturschaffenden und Sporttrainern – Notwendigkeit der Umsetzung des Europäischen Bildungsraumes bis 2025!
- Vorbeugung von mentalen Problemen durch ein gesundes Lernumfeld – insbesondere die Einbeziehung von Kunst, Kultur, Musik und Sport in den Lehrplänen
- Verstärkte Unterstützung und Finanzierung von kleinen lokalen Kulturinitiativen, Sportvereine und Freizeiteinrichtungen, die ehrenamtliche Jugendarbeit leisten
- Gleicher Zugang zu Bildungsangeboten und zu digitaler Infrastruktur für Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Verhältnissen und in ländlichen Regionen
- Maßnahmen zur Sensibilisierung von jungen Menschen für die Risiken von digitaler Technologien – Gewalt, Cyber-Mobbing und Desinformation
- Bessere Koordinierung zwischen Europäischer Union und Mitgliedstaaten, insbesondere aber mit Gemeinden und Städten sowie regionalen Kultur-, Sport- und Bildungseinrichtungen
- Ein geschlechterspezifischer Ansatz und insbesondere eine stärkere Unterstützung von Mädchen, die von psychischen Problemen, Mobbing und Gewalt betroffen sind
SPÖ-Klubvorsitzender Michael Linder: „Nach Monaten der Krise ist es Zeit für Hoffnung: Das sind wir unseren Jungen schuldig“
Pandemie, Krieg in Europa und jetzt noch eine Rekordteuerung: Die Situation unsere Kinder und Jugendlichen hat in den letzten Monaten einen alarmierenden Höhepunkt erreicht. Während vor der Pandemie etwa 10-20 Prozent der Kinder und Jugendlichen von psychischen Problemen betroffen waren, ist diese Zahl in den letzten zwei Jahren auf 20-25 Prozent gestiegen – also jedes vierte Kind. „Diese traurige Entwicklung ist eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft, die mit größter Entschlossenheit und konkreten Maßnahmen angegangen werden muss“, stellt SP-Klubvorsitzender Michael Lindner klar.
Budget 2023 muss Budget der Chancen für Junge werden
Auch eine Studie der AK zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen belegt: Kinder und Jugendliche fühlen sich zu wenig ernst genommen. „Wir müssen den Jungen auf Augenhöhe begegnen, sie mehr miteinbeziehen und ihre Wünsche und Ängste respektieren und ernst nehmen“, ist Lindner überzeugt. Von dem von der EU vorgestellten Bericht erwartet sich Lindner rasche Ergebnisse: „Ernstgemeinte Ausbauoffensiven im Kinderbildungsbereich und die stärkere Unterstützung für Junge bei psychischen Problemen dürfen nicht bloß Überschriften bleiben – hier sind die EU, der Bund und auch das Land gefordert. LH Stelzer darf beim Budget für das nächste Jahr nicht auf die Jungen vergessen. Dieses Budget 2023 muss ein Budget der Chancen für Kinder und Jugendliche werden. Egal ob in den Kinderbildungseinrichtungen, in der Schule oder bei Freizeitaktivitäten – jetzt müssen wir als Land endlich stärker investieren. Denn Prävention ist wohl der beste Schlüssel, die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu schützen!“, zeigt Lindner auf.
Europäisches Jahr der Jugend nach OÖ holen: freie Fahrt für Junge
Die SP-Fraktion forderte bereits zu Jahresbeginn die Förderung von Interrail-Tickets für Unter-30-Jährige – diese Initiative wurde jedoch von der ÖVP-FPÖ Mehrheit abgelehnt. „Schwarz-Blau hat die einzigartige Chance verpasst, das europäische Jahr der Jugend 2022 nach Oberösterreich zu holen“, zeigt Lindner auf. Für das kommende Jahr wiederholt Lindner seine Forderung nach kostenlosen und geförderten Interrail-Tickets für oberösterreichische Jugendliche – nach Vorbild eines EU-Projekts. Die EU-Kommission verlost auch in diesem Jahr 35.0000 Reisetickets an Jugendliche. „Als besonderen Bonus kann auch das Land 1.000 Interrail-Tickets für oberösterreichische Jugendliche verlosen – diese Urlaubs- und Abenteuerperspektiven brauchen Junge. Es geht immerhin darum, der zukünftigen Generation wieder Freude und Perspektive zu geben. Das Land kann dazu beitragen“, zeigt Lindner abschließend auf.